Viele Paare tauschen intime, mit dem Handy aufgenommene Fotos aus. Die Bilder sind extrem persönlich und ein Ausdruck von großem Vertrauen. Leider sind sie auch oftmals etwas, das nach dem Ende der Beziehung oder der Affäre benutzt wird, um an dem Ex-Partner seine Wut auszulassen.
Fotos und Videos, auf denen Frauen nackt und in sexuellen Situationen zu sehen sind, werden immer häufiger nicht nur mit anderen geteilt, sondern auch im Internet hochgeladen. So können möglichst viele Leute sie sehen und sich über die betroffene Frau lustig machen. Ein grausamer und zutiefst entmenschlichender Racheakt.
Die sogenannten „Rachepornos“ werden auf Internetseiten veröffentlicht, deren Betreiber und Nutzer sehr genau wissen, dass dies gegen den Willen der betroffenen Frauen geschieht. Die Demütigung und die hämische Zurschaustellung macht für Leute, die sich dies ansehen, gerade den Reiz aus. Freiwilligkeit würde ihnen ihren Spaß an der Erniedrigung der Frauen rauben.
Die Verbreitung intimer Bilder gegen den Willen der abgebildeten Person ist eine Form der sexualisierten Gewalt, denn auch hier wird Sexualität benutzt, um den Menschen zu erniedrigen und zu verletzen.
Besonders perfide sind Kommentare von Männern, die kein eigenes Video oder Foto einer bestimmten Frau haben, aber andere Nutzer dazu auffordern, welche zu machen und online zu stellen. Oft werden die Videos ohne Wissen und Zustimmung des Opfers mit einer versteckten Kamera aufgenommen.
Viele der Männer, die auf solchen Seiten posten, wollen sich nicht einmal an einer speziellen Frau rächen, sondern sie sehen das Ganze als eine Art krankes Spiel, in dem die Bilder der Frauen Trophäen ihrer sexuellen Eroberungen sind. Je mehr so online stellen und dort damit prahlen, umso besser und erfolgreicher fühlen sich diese selbst ernannten „Sammler“.
Die Kommentare, die den Videos beigefügt werden, enthalten oftmals den vollständigen Namen der gezeigten Frau, ihre genaue Adresse und ihre Arbeitsstelle. So haben grausame Zuschauer jederzeit die Möglichkeit, einen Link des Videos an die Eltern, die Arbeitgeber, die Kollegen, die Freunde und auch die Kinder des Opfers zu schicken. Ein absoluter Alptraum.
Die Auswirkung auf die Psyche der Opfer ist niederschmetternd. Diese verlieren eine Menge Vertrauen, sowohl in Beziehungen als auch im Umgang mit Menschen allgemein. Das Gefühl öffentlicher Demütigung und Scham hinterlässt bleibende Spuren in ihrem Bild von sich selbst. Auch ihre berufliche Reputation wird durch solche Rachepornos bedroht, denn jeder Job, mit dem sie im Blick der Öffentlichkeit stehen oder einen Betrieb repräsentieren, kann durch solche Bilder sabotiert werden.
Rachepornos zu verbreiten, ist strafbar. Das Veröffentlichen von freizügigen Bild- oder Videodateien ohne die Einwilligung der zur Schau gestellten Person, stellt eine Straftat nach § 201a StGB dar. Bei einer Verurteilung kann es zu einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe kommen. Justizminister fordern mittlerweile jedoch härtere Strafen, da der momentane Strafrahmen die Schwere des zugefügten Unrechts nicht angemessen reflektiert. Schließlich geht es hier nicht um eine simple Urheberrechtsverletzung, sondern um direkte, digitale Gewalt gegen die geschädigten Frauen.
Falls man das Opfer eines Rachepornos geworden ist, ist es oft von Vorteil, sich an einen eigens geschulten Anwalt zu wenden. Zivilklagen sind oft das effektivste Mittel, um die Täter zu stoppen, sollten aber frühzeitig angestrengt werden. Psychologische Hilfe und einen weiteren Überblick über rechtliche Möglichkeiten bietet under anderem der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe an.
Anzeigen und Verurteilungen sind selten, da die Frauen sich meist zu sehr schämen. Schließlich müssen sie leider davon ausgehen, dass sie nicht ernst genommen und sogar selbst für ihre angebliche Naivität verantwortlich gemacht werden, weil sie jemandem Nacktbilder von sich geschickt haben.
Dabei ist es niemals eine Schande, jemandem vertraut zu haben. Schämen sollten sich immer nur diejenigen, die solches Vertrauen missbrauchen.
Quelle: theguardian
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