Elefanten sind nicht nur die größten lebenden Landtiere. Kaum ein Säugetier hat ein so komplexes Sozialverhalten wie die Dickhäuter. In ihrem engen Herdenverband, in dem sie auch Junge, Alte und Schwache schützen, legen sie jeden Tag bis zu 30 Kilometer durch die Wildnis zurück. In Thailand werden die asiatischen Elefanten jedoch oft aus ihrer natürlichen Umgebung gerissen, um sie als Arbeits- oder Reittiere für Touristen auszubeuten. Bereits wenn sie noch Kälber sind, wird den grauen Riesen unter furchtbaren Qualen der „Wille gebrochen„, um sie gefügig zu machen. Ganz abgesehen von den psychischen Schäden, die die Tiere dabei davontragen, verenden die zu schwerer Arbeit gezwungenen Dickhäuter oftmals an völliger Erschöpfung.
Auch Elefantenkuh Boon Thong musste 30 Jahre lang ohne Unterlass Touristen herumtragen, was ihr beinahe den Rücken gebrochen hätte. Nach Jahrzehnten des Leids wurde sie zum Glück gerettet und ihren Lebensabend verbrachte die über 60-jährige Elefantendame in der Obhut der Auffangstation „Boon Lott’s Elephant Sanctuary“ (BLES). In dem über 240 Hektar großen Naturreservat im Norden Thailands finden gerettete Elefanten eine zweite Heimat. 5 Jahre lang konnte Boon Thong ihre neue Freiheit genießen und endlich wieder ohne Last durch die Wälder streifen. Nun fordert das Alter jedoch seinen Tribut und es ist Zeit für die Elefantendame, von dieser Welt zu gehen. Aber nicht allein.
Elefanten sind nicht die einzigen Vierbeiner der Rettungsstation, auch Hündin „Pancake“ gehört dazu. BLES-Gründerin Katherine Connor hat die Streunerin einst von der Straße gerettet und seitdem fühlt sich das Schlappohr zwischen ihren großen Freunden pudelwohl. Als sie spürt, dass es mit Boon Thong zu Ende geht, legt sich die treue Hündin dicht neben das große Tier und bleibt mit Katherine die ganze Zeit an seiner Seite.
„Pancake, mit ihrem wundervollen Herzen, ist Boon Thong nicht einziges Mal von der Seite gewichen“, schreibt die Organisation auf ihrer Facebook-Seite. „Sie wusste, sie wird gebraucht, bot Unterstützung und lag ruhig neben Boon Thong bis zum Sonnenuntergang – bis zum letzten Atemzug.“
Nach all den Jahren der Qual durfte die Elefantenkuh ihren Lebensabend frei von Schmerz und Leid verbringen und selbst in ihren letzten Stunden durfte sie Liebe empfangen – von Zwei- wie von Vierbeinern. „Sie konnte über ihr eigenes Leben bestimmen, sich ausdrücken“, erinnert sich Katherine liebevoll an den verstorbenen Dickhäuter. „Sie hatte ihre Lieblingsplätze, hat sich immer am selben Baum gekratzt und immer an derselben Wasserstelle Halt gemacht, um sich überall mit Schlamm zu bespritzen.“
Ihre letzte Ruhestätte hat Boon Thong nun bei einem traditionellen Begräbnis gefunden. Die Mitarbeiter der Elefantenrettungsstation werden die seelenvollen Augen des majestätischen Tieres für immer in Erinnerung behalten. Und Hündin Pancake hat für den grauen Riesen gewiss auch einen Platz in ihrem großen Hundeherzen!