Gibt es ein Leben nach dem Tod? Diese Frage ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Zumindest Michelle McDougal aus dem US-Bundesstaat Maine hat mittlerweile einen Grund mehr, daran zu glauben – ihrer geliebten Großmutter sei Dank.
Enkelin und Großmama hatten schon vom ersten Tag an eine enge Beziehung: „Ich wurde an ihrem 39. Geburtstag geboren, einem kalten Dezembermorgen. Ich war das erste ihrer sieben Enkelkinder. Zusammen haben wir vierundfünfzig Geburtstage erlebt, oft standen unsere Kuchen direkt nebeneinander. Im Laufe der Jahre haben wir gemeinsam viel unternommen. Ausflüge, Einkaufsbummel und Spieleabende, um bloß ein paar Dinge zu nennen“, erzählt Michelle.
Vor allem die stillen Augenblicke, in denen Michelle mit ihrer Oma über alles reden konnte, hatte sie am liebsten. Die ältere Dame war immer für ihre Enkelin da und bewies gerade in Zeiten der Not ihre Hingabe.
„Als ich gerade mal zehn Tage alt war, hatte ich eine Lungenentzündung und wäre fast daran gestorben. Meine Eltern engagierten eine Pflegerin, die sich um mich kümmern sollte. Meine Großmutter arbeitete deshalb im Schuhgeschäft viele Extraschichten, damit wir die Pflegerin bezahlen konnten, wie mir mein Opa erst Jahre später erzählt hat. Sie hat so viele Schuhe genäht, dass ihr davon die Finger bluteten. Wenn sie damals nach Hause kam, wusch sie ihre Hände und eilte dann zu mir. Sie wollte immer sichergehen, dass es mir gut geht“, erklärt Michelle.
Leider kam schließlich doch der Tag, der den Anfang vom Ende dieser liebevollen Beziehung markierte. In ihrem neunten Lebensjahrzehnt wurde bei Michelles Oma Krebs diagnostiziert. Obwohl die lebensfrohe alte Dame noch zwei Jahre dagegen ankämpfte, schien sich ihr Leben dem Ende zuzuneigen. Michelle war am Boden zerstört.
Die letzten Monate verbrachten die beiden viel Zeit miteinander und hatten viele schöne Gespräche. Eines Abends hielt Michelle die Hand ihrer Großmutter und sagte dann zu ihr: „Oma, wenn du im Himmel bist, schicke mir bitte viele Pfennige, damit ich weiß, dass du noch immer bei mir bist.“ Die alte Frau lachte und erwiderte: „Das mach ich.“ Zwei Tage nach dem Gespräch verstarb Michelles Oma.
Wie versprochen, tauchten plötzlich überall Pfennige auf. Michelle fand sie an den merkwürdigsten Stellen: in der Dusche, in kürzlich durchgesaugten Räumen oder in alten Kisten. Mit der Zeit wurden aus einem Dutzend mehrere Dutzend. Aus mehreren Dutzend wurden mehrere hundert Stück.
Diesen kleinen „Schatz“ bewahrte Michelle in einem alten Glas auf. Mit einigen Pfennigen wollte sie etwas ganz Besonderes machen. Nach einigen Jahren kam ihr eine wundervolle Idee. Zusammen mit ihrem Ehemann zimmerte sie eine kleine Holztafel und klebte die Münzen in Form eines Herzens darauf. Sie scannte eine Widmung ihrer Großmutter aus einer Glückwunschkarte ein und druckte den Schriftzug aus, der ebenfalls auf dieser Tafel seinen Platz fand.
Als alles fertig war, stand Michelle tief gerührt vor einem einmaligen Erinnerungsstück: „Mir standen Tränen in den Augen, mein Herz war voller Liebe.“
Für Michelle ist jeder Pfennig ein Zeichen ihrer geliebten Großmutter. Immer, wenn sie einen findet, flüstert sie: „Danke, Oma, ich liebe dich.“ Ob die Münzen vom Himmel kommen oder nicht, auch Michelles Oma hat ihre Enkelin jede Sekunde ihres Lebens geliebt und ihr kleiner Schatz wird sie immer daran erinnern.