Wenn es um den Zustand der Schulen im Land geht, stehen sich Eltern und Lehrer oft unversöhnlich gegenüber. Letztere fühlen sich häufig als Buhmann der Nation, weil sie den Kindern nicht nur den Lehrstoff einimpfen, sondern immer öfter auch die Rolle des Erziehers übernehmen müssen. Auch die pensionierte US-amerikanische Lehrerin Lisa Roberson fühlte sich oft als Sündenbock. In einem kritischen Leserbrief macht sie keinen Hehl daraus, wer ihrer Meinung nach für das Entstehen von sogenannten „Problemschulen“ verantwortlich ist:
„Als pensionierte Lehrerin bekomme ich einen dicken Hals von all den Besserwissern, die keine Ahnung von öffentlichen Schulen haben, geschweige denn in der letzten Zeit ein Klassenzimmer von innen gesehen haben, aber gute Ratschläge geben, wie unser Bildungssystem zu retten sei.
Die Lehrer sind nicht das Problem! Die Eltern sind das Problem. Sie bringen ihren Kindern weder Benehmen noch Respekt bei, nicht das geringste Maß an allgemeinen Umgangsformen. Manche Schüler kommen mit Schuhen in die Schule, die mehr kosten als die gesamte Kleidung ihres Lehrers, haben aber weder Stift noch Hefte dabei. Wer ist für sie verantwortlich? Oft springen Lehrer in die Bresche und versorgen sie mit Lehrmitteln aus ihrem eigenen Vorrat.
Schaut man sich ‚Problemschulen‘ an, sollte man einen genaueren Blick auf die Eltern und Schüler werfen. Wie viele Eltern erscheinen zum Elternabend? Sprechen sie regelmäßig mit den Lehrern? Stellen sie sicher, dass ihre Kinder mit allen notwendigen Schulsachen ausgestattet sind? Passen sie auf, dass die Kinder ihre Hausaufgaben machen?
Haben sie Telefonnummern hinterlegt, unter denen man sie erreichen kann? Schreiben die Schüler während des Unterrichts mit? Machen sie ihre Hausaufgaben? Hören sie während des Unterrichts zu oder stören sie nur?
Würde man diese Fragen ehrlich beantworten, so wäre offensichtlich, dass die Probleme nicht bei den Schulen liegen, sondern im Elternhaus. Lehrer können nicht gleichzeitig ihren Job und den der Eltern machen. Solange die Eltern nicht antreten, ihre Aufgaben zu erfüllen, wird sich nichts bessern!“
Die pensionierte Lehrerin erntet für ihre deutlichen Worte viel Applaus, aber auch kritische Stimmen. Fest steht: Nur mit einer lebhaften Debatte, die sämtliche Perspektiven und Erfahrungen einbezieht, werden sich gravierende Probleme lösen lassen!
Quelle: Newsner
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