Wie viele andere Frauen auch wollte Judith Nwokocha eines Tages Mutter werden. Der Weg dahin war kompliziert. Doch selbst nach der überstandenen Geburt hörte die Aufregung nicht auf: Als ihr im Krankenhaus das Baby überreicht wurde, dachte sie, dass es jemand anderem gehört!
„Tage wurden zu Wochen, Wochen zu Monaten und Monate zu Jahren.“
Alles begann vor über einem Jahrzehnt. Judith war dreißig Jahre alt und plante, mit ihrem Mann eine Familie zu gründen:
„Ich wusste immer, dass es nicht sofort klappen würde, wenn ich für Kinder bereit war. Irgendwie verschwand diese Angst nie, egal wie sehr ich mich bemühte, optimistisch zu bleiben. Nach meiner Heirat wurden allerdings Tage zu Wochen, Wochen zu Monaten und Monate zu Jahren. Ich spürte, wie meine Angst und Verzweiflung wuchsen.“
Erst nach acht Jahren, nach vielen Fruchtbarkeitsbehandlungen und einer zweiten In-vitro-Fertilisation gelang es: Judith wurde mit Zwillingen schwanger. So schön diese Nachricht auch schien, sie hatte ihre Schattenseiten. Nach der zweiten Ultraschalluntersuchung schwankte Judith zwischen Bangen und Hoffen.
Schlechte Neuigkeiten
„Danach war jeder Arztbesuch ein Horror. Ein negativer Befund jagte den nächsten: ‚Ihre Tochter ist blutungsgefährdet und wird es vielleicht nicht schaffen‘, wurde mir gesagt. Während der gesamten Schwangerschaft war ich ängstlich, aber ich habe ständig mit meinen Zwillingen gesprochen und für sie gebetet, so oft ich konnte.“
Schließlich kam der Tag der Entbindung, an dem Judiths Sohn und ihre Tochter endlich das Licht der Welt erblickten. Die unendliche Freude über die erfolgreiche Geburt wich aber schnell großer Verwirrung:
Baby vertauscht?
Denn als Judith die kleine Kachi zum ersten Mal sah, fragte sie sich, ob die Krankenschwester ihr das richtige Baby gegeben hatte. Die Antwort überraschte die 38-Jährige sehr.
Es war tatsächlich ihre Tochter. Der Grund für Judiths Verwunderung lang an einer simplen Tatsache: Kachi ist weiß. Judith und ihr Ehemann sind jedoch schwarz. Von daher waren beiden fest davon ausgegangen, dass ihre Zwillinge mit derselben Hautfarbe auf die Welt kommen.
Diagnose Albinismus
Während ihre Tochter Kachi jedoch helle Haut hat, ist ihr Sohn Kamsi schwarz. Bei einer späteren Untersuchung erklärten die Ärzte, dass Kachi mit Albinismus auf die Welt gekommen sei — einer seltenen Erbkrankheit. Noch unwahrscheinlicher war es aber, dass nur einer der beiden Zwillingen davon betroffen war.
Anfangs waren Judith und ihr Ehemann geschockt. In ihren Familien hatte es nie jemanden mit Albinismus gegeben. Später überwog dann zunächst ein Gefühl der Traurigkeit. Schließlich wird Kachi leider auch mit einer Sehbehinderung aufwachsen, obwohl sie abgesehen von ihrer empfindlichen Haut gesund ist. Zudem fragte sich Judith, wie wohl andere Menschen auf das Mädchen reagieren würden?
Jahre später stellte Judith erleichtert fest, dass sie sich nie böse Kommentare über die unterschiedliche Hautfarbe der Zwillinge anhören musste, obwohl sie das in der ersten Zeit befürchtet hatte: „Ich habe von niemandem eine negative Reaktion bekommen. Die Leute sagen immer, dass Kachi wunderschön sei.„
Eine ganz besondere Tochter
Mittlerweile sind die beiden Zwillinge sechs Jahre alt und Judiths frühe Befürchtungen waren völlig unbegründet. Sie ist von ihrer besonderen Tochter hin und weg:
„Ich sage ihr immer, wie schön sie sei, weil sie es wirklich ist. Ich würde ihren Zustand nicht für eine Million Dollar eintauschen, weil sie für mich in jeder Hinsicht perfekt ist. Albinismus mag mit bestimmten Herausforderungen verbunden sein, aber ich bringe ihr bei, stark zu sein und alles zu meistern, was auf sie zukommen mag.„
„Ich zeige ihr die Schönheit des Albinismus, indem ich ständig Fotos von ihr und ihrem Zwillingsbruder mache. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich im Moment ihrer Einzigartigkeit bewusst ist, aber irgendwann wird sie es verstehen. Meine Aufgabe ist es, sie zu erziehen und ihr beizubringen, sich selbst zu lieben — egal was passiert.“
Auf jeden Fall sind die beiden ein einzigartiges Geschwisterpaar! Wie schön, dass Kamsi und Kachi eine tolle Mutter haben, die sich liebevoll um sie kümmert.
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Quellen: dailymail, lovewhatmatters
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