Wenn Eltern es schaffen, ihren Kindern von Anfang an das Gefühl von absoluter Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln, dann geben sie ihnen damit eine wunderbare Basis, um alles zu schaffen, was sie sich im Leben vornehmen – ganz gleich, was andere vielleicht denken.
Jeyza Gary wurde mit lamellärer Ichthyose geboren, einer sehr seltenen Erkrankung, die zu einer Schuppenbildung am ganzen Körper führt. Die Haut der Betroffenen ist mit hellen und dunklen Schuppen überzogen, welche jucken und schmerzen und die Bewegungsfähigkeit einschränken.
„Mir wurde erst bewusst, dass ich anders war, als ich alt genug war, um zu bemerken, wie sehr meine Familie mich beschützte“, erinnert sich die US-Amerikanerin. „Wenn wir vor die Tür gingen, starrten die Leute mich an. Meine Mutter ärgerte das sehr, sie sagte dann: ‚Es ist unhöflich, Menschen anzustarren. Sie können gerne nachfragen, aber hören Sie auf zu starren.’“
An Jeyzas erstem Schultag kam ihre Mutter mit in die Schule und erklärte den Lehrern und den anderen Kindern: „Das ist meine Tochter Jeyza, sie hat eine Hautkrankheit. Habt ihr schon mal eine Eidechse oder eine Schlange gesehen? Jeyzas Haut ein bisschen so. Alle 10 oder 12 Tage wirft sie sie ab. Es ist nicht ansteckend. Sie ist sonst genauso wie jeder andere auch.“
Ihre Haut kann nicht schwitzen, also kann sie nicht rausgehen, wenn es zu warm wird. Sie muss immer einen Schirm, Wasser und etwas Vaseline bei sich haben. Ihre Haut ist so fest, dass sie sich nicht so frei bewegen kann wie andere Menschen. Sie konnte als Kind nicht draußen herumrennen und spielen.
Als sie älter wurde, las sie eine Menge Fachliteratur zu ihrer Erkrankung. Als Teenager trug sie dickes Make-up, um die Schuppen und Verfärbungen ihrer Haut zu kaschieren. Sie wollte nicht auffallen, sondern – wie fast jeder in diesem Alter – einfach nur dazugehören.
Doch als Jeyza eines Tages keinerlei Schminke trug und sich im Spiegel kaum noch erkannte, beschloss sie, damit aufzuhören. „Meine Haut ist wie Kunst“, sagt die junge Frau heute. „Ich bin sehr stolz darauf.“
Diese neue Akzeptanz gab ihr eine ganz neue Lebensfreude und ihre selbstsichere Ausstrahlung blieb nicht unbemerkt. Vor zwei Jahren begann Jeyza, als professionelles Model zu arbeiten. Sogar in der italienischen Ausgabe der „Vogue“ war sie bereits zu sehen.
Andere Menschen mit lamellärer Ichthyose sahen ihre Fotos und begannen, sie zu kontaktieren. Sie erzählten ihr, dass sie sich ihretwegen zum ersten Mal im Leben wagten, kurze Hosen und ärmellose Shirts zu tragen.
„Meine Familie hat mir die Gewissheit vermittelt, dass mit mir alles in Ordnung ist“, sagt Jeyza. „Genau das Gefühl will ich anderen Menschen geben.“
Was für eine beeindruckende Frau!
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