Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes entschied sich die 31-jährige Jessica Allen aus dem kalifornischen Perris (USA) dafür, ihr Geld künftig als Leihmutter zu verdienen. Die junge Frau und ihr 34-jähriger Verlobter Jasper Wardell hofften, sich so endlich den Traum vom eigenen Haus erfüllen zu können; zudem gefiel Jessica der Gedanke, Paaren mit Kinderwunsch zu helfen: „Du kannst ein Paar, das keine Kinder bekommen kann, mit einem Baby glücklich machen.“
Im April 2016 war es dann so weit: Die Leihmutterschaftsagentur „Omega Family Global“ beauftragte Jessica, das Kind eines chinesischen Ehepaares mit dem Pseudonym Liu auszutragen. Dazu wurde ihr eine befruchtete Eizelle eingesetzt, die sich erfolgreich in ihrer Gebärmutter einnistete.
Sechs Wochen später wurde jedoch bei einer routinemäßigen Ultraschalluntersuchung festgestellt, dass Jessica anstatt mit nur einem Baby mit zweien schwanger war. Eine Zwillingsleihmutterschaft sei dem Arzt nach zwar selten, aber nicht ungewöhnlich, daher machte Jessica sich keine weiteren Gedanken, denn „die Lius freuten sich auch über zwei Babys“.
Nachdem die übrige Schwangerschaft komplikationslos verlaufen war, erblickten am 12. Dezember 2016 via Kaiserschnitt zwei kleine Jungs, Mike und Max, das Licht der Welt.
Leider konnte Jessica die Babys nach der Geburt nicht sehen, da sie direkt medizinisch versorgt und dann den Lius übergeben worden waren. Sie musste sich mit einem Foto begnügen, das ihr nur wenige Stunden nach der Geburt auf ihr Handy geschickt wurde. Beim Anblick der Kinder jedoch regte sich erstes Unbehagen in der Wochenbettlerin: „Die Babys sahen sehr unterschiedlich aus.“
Etwa vier Wochen später erhielt Jessica von Familie Liu ein weiteres Foto aufs Handy, ergänzt um die Fragen: „Die sehen nicht gleich aus, oder? Können Sie erklären, warum das so ist?“
Jessica betrachtete die zwei Jungs eingehend und wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte: „Ich sah, dass eines der Kinder sehr viel heller war als das andere. Man konnte sofort erkennen, dass es keine Zwillinge waren.“
Da sich beide Familien der Unterschiede bewusst waren, entschieden sie sich für eine DNA-Analyse. Nur wenig später gab es Gewissheit: Die Lius aus China waren die leiblichen Eltern von Mike, Max hingegen war das Kind von Jessica und Jasper selbst. „Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen.“ Wie war das möglich?
Offenbar war Jessica doppelt schwanger gewesen. Zunächst hatte sich die Eizelle der Lius in ihrer Gebärmutter eingenistet. Kurz nach der künstlichen Befruchtung hatten Jessica und Jasper jedoch Geschlechtsverkehr, wodurch sie, trotz Kondom, schwanger wurde. Jessica bekam also trotz einer bereits bestehenden Schwangerschaft einen erneuten Eisprung und konnte so erneut schwanger werden – das ist bei Menschen extrem selten und wird als Superfekundation oder Überschwängerung bezeichnet.
„Mein Herz war gebrochen. Ich hatte ohne mein Wissen mein eigenes Baby ausgetragen und habe es in die Arme anderer Menschen gegeben, zu denen es gar nicht gehört.“ Verständlicherweise konnten Jessica und Jasper an nichts anderes mehr denken als an ihren Sohn, der im Moment nicht bei ihnen war.
Zum Glück verzichtete das Ehepaar Liu darauf, Max zu behalten, obwohl er rechtlich gesehen ihr Kind war. Die Agentur „Omega Family Global“ hingegen, die nun nach dem Gesetz Anspruch auf das Kind hatte, ließ nicht so leicht mit sich verhandeln. Sie verlangte über 20.000 US-Dollar (etwa 16.000 Euro) für das Kind, sonst würde sie es zur Adoption freigeben: „Max wurde behandelt wie ein Gebrauchsgegenstand. Dabei war er unser eigenes Fleisch und Blut.“
Für ihren Sohn jedoch wollten Jessica und Jasper kämpfen, daher investierte das Paar mehrere tausend Dollar in einen Anwalt und begann mit der Agentur einen Rechtsstreit, den sie nach nur wenigen Wochen gewannen. Sie mussten kein Geld bezahlen und bekamen das Sorgerecht für ihren Sohn, den sie in Malachi umtauften. „Meinen Sohn zu umarmen und zu küssen, war ein unglaublich schöner Moment.“
Das folgende Video (auf Englisch) fasst Jessicas unvergleichliche Geschichte noch einmal zusammen:
Als Jessica und Jasper von ihrem dritten Kind erfuhren, setzten sie Himmel und Hölle in Bewegung, um es zu sich zu holen. Am Ende wurden all ihre Mühen belohnt und nun verbindet sie eine wirklich filmreife Familiengeschichte.