Ungewollte Kinderlosigkeit ist für unzählige Frauen und Männer sehr belastend. Während manche Menschen einfach kein Glück bei der Partnersuche haben, müssen sich andere schon aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Traum verabschieden, jemals ein leibliches Kind aufzuziehen. Die folgende Geschichte zeigt jedoch, dass man selbst in diesem Fall das Beste aus seinem Schicksal machen kann.
„Sechs Wochen nach meiner Geburt wurde ich wegen Magenschmerzen untersucht. Ultraschallbilder zeigten, dass meine Eierstöcke nicht richtig ausgebildet waren. Der Arzt meinte zu jener Zeit, dass es das Beste sei, sie komplett zu entfernen“, erzählt Heather Crockett Oram aus Utah (USA).
Im Alter von dreizehn Jahren erfuhr die US-Amerikanerin schließlich, dass sie unfruchtbar war. Weil sie aber schon als junges Mädchen einen Kinderwunsch hegte, fing Heather schon früh damit an, sich über Adoptionsmöglichkeiten zu informieren.
Gleichzeitig wuchs in ihr jedoch die Angst, keinen Partner zu finden, der sie heiraten würde. Welcher Mann würde mit Heather eine Familie gründen wollen, wenn er von Anfang an wüsste, dass er mit ihr keine gemeinsamen Kinder haben kann?
Lange Zeit hielt Heather deshalb ihre Unfruchtbarkeit geheim. Erst als sie Jason kennenlernte, einen alleinerziehenden Vater zweier Jungs, brach sie ihr Schweigen:
„Wir haben uns Hals über Kopf verliebt. Vor unserer Verlobung beichtete ich ihm das größte Geheimnis meines Lebens. Nur eine Handvoll Menschen kannte es. Unter Tränen gestand ich Jason meine Unfruchtbarkeit. Er streichelte dann mein Gesicht und sagte, dass es nicht wichtig sei, auf welche Weise wir unsere Kinder bekommen.“
Obwohl Jasons Söhne mit dem Paar zusammenleben, wünschten sich die beiden wenigstens ein gemeinsames Adoptivkind. Weil Heather sich lange Zeit mit diesem Thema beschäftigt hatte, wollte sie dafür keine Agentur beauftragen. Ihre Nachforschungen hatten gezeigt, dass es zu viele fragwürdige Vermittlungsunternehmen gibt, die generell sehr kostspielig sind. Umgerechnet 50.000 Euro pro Adoptivkind waren keine Seltenheit. Heather und Jason versuchten daher auf eigene Faust, eine Familie zu finden, die ihr Neugeborenes zur Adoption freigeben würde.
Glücklicherweise bot das Internet viele Möglichkeiten: Heather und Jason erstellten beispielsweise eine Adoptionsseite auf Facebook, schalteten Werbeannoncen und veröffentlichten auf Instagram viele Bilder von ihrem Alltag, damit sich jeder ein Eindruck von ihrem Leben verschaffen konnte.
Tatsächlich nahmen einige Interessenten Kontakt mit ihnen auf, auch wenn es nicht alle ernst meinten. Am zweiten Oktober 2017 meldete sich schließlich eine schwangere Frau, die tatsächlich bereit war, Heathers und Jasons Herzenswunsch zu erfüllen. Von diesem Zeitpunkt an ging alles sehr schnell.
Heather und Jason trafen sich mit dieser Frau kurz darauf persönlich und ehe sie sich’s versah, hielt Heather drei Wochen später, am 30. Oktober, ihren ersten Sohn, der Andy getauft wurde, in den Armen. Schon wenige Augenblicke nach seiner Geburt küsste sie ihn und umschloss seine winzigen Hände. Die frischgebackene Adoptivmutter schwebte im siebten Himmel. Endlich hatte sie einen Sohn! Doch damit endete ihre Geschichte noch nicht.
Kurze Zeit nach Andys Geburt meldete sich nämlich eine schwangere Frau aus Missouri (USA), die schon länger mit Heather in Kontakt gestanden hatte. Die Frau war sich jedoch eine Zeit lang nicht sicher gewesen, ob sie ihr Kind dem Paar aus Utah anvertrauen will. Letztendlich entschied sie sich doch für Heather und Jason. Und so kam es, dass bereits vier Monate nach Andys Geburt der kleine Ellis das Licht der Welt erblickte. Auch dieses Mal durfte Heather ihren neuen Adoptivsohn kurz nach der Entbindung in den Armen halten.
Das hätte sich die Krankenpflegerin kaum zu träumen gewagt! Bevor sie Jason kennenlernte, hatte sie keine guten Aussichten gehabt, jemals Mutter zu werden. Mittlerweile hat sie nicht nur Andy und Ellis, sondern auch die beiden Söhne aus Jasons vorheriger Beziehung adoptiert.
Heather steht weiterhin mit beiden Familien ihrer Adoptivsöhne in Verbindung, was sogar dazu geführt hat, dass einer von Ellis leiblichen Brüdern ihn für längere Zeit besuchen kam. Sean, so der Name von Ellis Bruder, verbrachte den ganzen Sommer bei Heather und Jason. Auch er ist schon fast ein richtiges Familienmitglied.
„Keiner von uns hätte vor einem Jahr darauf gewettet, dass wir innerhalb von neun Monaten drei weitere Kinder unter unserem Dach beherbergen würden – vor allem nur Jungs! Ich habe nicht einem der fünf Jungs das Leben geschenkt, die bei uns leben. Trotzdem bin ich ihre Mutter. Wie lange Sean noch bei uns bleibt, wissen wir nicht. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass Blutsverwandtschaft für eine Familie nicht das Wichtigste ist. Liebe ist alles und wir lieben uns innig“, erklärt Heather.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Auf jeden Fall ist es schön zu sehen, dass Heather das Beste aus ihrem Schicksal machen konnte.