Emily Christine Fauver und ihr Ehemann Dylan erwarten ihr erstes Kind. Die 25-Jährige aus Louisiana (USA) ist in der 8. Schwangerschaftswoche, als eine Ultraschall-Untersuchung ansteht. Beim Blick auf den Bildschirm merkt sie sofort, dass etwas nicht stimmt, wie sie offen erzählt:
„Ich musste so dringend pinkeln, aber sie ließen mich nicht. Man sagte mir, mit einer vollen Blase sei es leichter, das Baby während des Ultraschalls zu sehen. Ich war ein bisschen genervt, nicht nur wegen meiner vollen Blase, auch weil ich gefühlt 50 Seiten Papierkram ausfüllen musste, bevor ich meine Blase leeren und das Baby sehen konnte, worauf ich schon seit 8 Wochen wartete. Ich wurde schließlich in den Hinterraum geführt, wo ich von jedem mit einem Lächeln begrüßt wurde, denn das Glück, das man verspürt, wenn man ein Baby in sich trägt, ist ansteckend. Die Ultraschall-Untersuchung begann, und ich sah die Bilder genau vor mir. Mein Herz schlug wild. Es war so aufregend!
Dies war der Tag, auf den ich und mein Ehemann seit über einem Jahr gewartet hatten. Aber diese Bilder waren anders als diejenigen, die alle meine Freundinnen auf Facebook posteten. Hier stimmte etwas nicht. Ich sah nichts, weil mein Körper nur wenige Stunden von einer Fehlgeburt entfernt war.
Die Ultraschall-Technikerin wurde ruhig, und ich wusste es einfach. Sie verließ den Raum und mein Mann versicherte mir rasch, dass alles in Ordnung sei. Aber erzähl das nicht der Frau, die Hunderte von Ultraschall-Fotos angesehen und ‚8 Wochen‘ in die Suchleiste eingegeben hat, um zu sehen, wie ihr Baby wohl aussehen mag. Er wusste, dass nicht alles in Ordnung war, und das war es auch nicht.
Ich erinnere mich, dass ich Angst hatte zu weinen. Es fühlte sich nicht an, als hätte ich das Recht zu weinen, denn ‚ich war noch nicht so weit fortgeschritten‘, und ‚das passiert ständig‘. Ich erinnere mich, dass ich mit aller Kraft meine Tränen zurückhielt und ich nicht in der Lage war, meinem Ehemann ins Gesicht zu schauen, weil ich wusste, sein Schmerz würde mich zusammenbrechen lassen. Ich wurde nach Hause geschickt, damit alles natürlich seinen Lauf nahm und das tat es. Ich fühlte alles, aber nichts zeigte sich danach. Meine Ärztin hatte mich nicht ohne Warnung gehen lassen und sie sollte bei allem Recht behalten. Aber wovor sie mich nicht gewarnt hatte, war vor all dem, was nach dem ersten Schmerz geschehen würde.
Sie hatte mir nicht erzählt, dass ich über Wochen hinweg daran erinnert werden würde, weil mein Körper so lange brauchte um ’sich zu reinigen‘. Sie hatte mir nicht erzählt, dass ich meinen Ehemann beim Schluchzen zusehen musste. Sie hatte mir nicht erzählt, wie schwer es sein würde, es meiner Mutter zu erzählen. Sie hatte mir nicht erzählt, dass mein Körper noch für Wochen denken würde, er sei schwanger. Sie hatte mir nicht erzählt, wie schwer es sein würde, allen Leuten zu erzählen, mir gehe es gut, auch wenn das nicht der Fall war. Sie hatte mir nicht erzählt, dass ich über Nacht zu einer eifersüchtigen Person werden würde. Sie hatte mir nicht erzählt, wie viel schwerer die Frage ‚Wann werdet ihr Kinder haben‘ zu ertragen war. Und sie hatte mir nicht erzählt, wie hart es sein würde, jemanden zu verlieren, den ich nie gesehen hatte. Aber sie hatte mir gesagt, dass es in Ordnung sei zu weinen und dass ich nicht allein sei.
Fehlgeburten sind SO real und so verbreitet, eine von vier Frauen erlebt eine. Aber das heißt nicht, dass es weniger wehtut. So groß diese statistische Anzahl auch sein mag, ich fühlte mich immer noch alleine und fand schließlich auch heraus, warum: Weil niemand darüber redet. Erst, als ich mit Freunden und Familie darüber sprach, wurde mir langsam klar, dass ich nicht alleine bin. Dass meine Mutter, meine Tante, meine Schwester, und deren beste Freundin alle diesen Herzschmerz durchgemacht hatten, einen Schmerz, den ich meinem schlimmsten Feind nicht wünsche.
Leute wundern sich vielleicht, warum ich mich nach all den Monaten jetzt dazu entschieden habe, darüber zu sprechen. Aber die harte Wahrheit ist, dass die Zeit nicht wirklich alle Wunden heilt, deshalb hoffe ich, dass das Teilen meiner Geschichte beim Heilungsprozess hilft. Ich suche kein Mitleid und keine Antworten. Ich teile dies, damit sich vielleicht auch nur eine Frau weniger allein fühlt und dies als Erinnerung oder Botschaft sieht, dass es Hoffnung gibt nach diesem Herzschmerz.
Das ist meine Hoffnung für euch:
Ich hoffe, ihr werdet euch nicht alleine fühlen. Ich hoffe, ihr werdet euch gestatten, zu weinen. Ich hoffe, ihr werdet das Licht am Ende des Tunnels sehen. Ich hoffe, dass ihr stark bleiben werdet, auch wenn euer Glauben auf die Probe gestellt wird. Ich hoffe, ihr werdet Frieden finden. Ich hoffe, ihr werdet nicht zu viel Angst haben, es erneut zu probieren. Ich hoffe, ihr werdet euch nicht selbst verantwortlich machen. Ich hoffe, eure Freunde werden euch ein wenig fester umarmen. Ich hoffe, jemand wird euch Hoffnung geben in dieser harten Zeit. Ich hoffe, ihr werdet ein Licht sein in dieser dunklen Zeit
…und ich hoffe, dass ihr das Leben dieses Babys so sehr feiert wie das des nächsten. Denn egal wie kurz ein Leben ist, jedes Leben verdient es, gefeiert zu werden, und jeder Verlust sollte betrauert werden.“
Mit ihren ehrlichen Worten spricht Emily vielen Frauen aus dem Herzen, die denselben herzzerreißenden Verlust durchleben mussten, über den viel zu wenig gesprochen wird. Die junge Frau hofft mit der Offenheit über ihr Erlebnis vor allem eine Botschaft nach außen tragen zu können: „Ihr seid nicht allein“.