Auf den ersten Blick sind Daniel und Ana Parra ein ganz normales Paar. Die beiden Spanier führen seit drei Jahren eine glückliche Beziehung – allerdings hat die Sache einen Haken.
Der Vater von Ana verließ ihre Mutter, als sie noch ein Kleinkind war. Erst mit 20 Jahren erfuhr sie, dass er mit einer anderen Frau noch einen Sohn gezeugt hatte, Daniel. Die junge Frau entschloss sich, im Internet nach ihrem „verschollenen“ Bruder zu suchen und hatte tatsächlich Erfolg. „Zwei Tage später trafen wir uns das erste Mal. Seitdem waren wir keine Sekunde voneinander getrennt.“
Zwischen den beiden entwickelte sich schnell eine sehr enge Freundschaft. Sie hatten gemeinsame Interessen und verstanden sich auf Anhieb gut. Doch eines Tages wurde aus der Freundschaft mehr. „Wir waren auf einer Party und küssten uns“, erinnert sich Daniel. Im ersten Moment waren beide selbst schockiert. Aber da sie sich erst als Erwachsene kennengelernt hatten, existierten keinerlei geschwisterlichen Gefühle.
Um der öffentlichen Kritik zu entgehen, hielt das Paar seine Beziehung lange geheim. Nach zwei Jahren bereiteten die beiden dem Versteckspiel dann aber ein Ende, traten in einer bekannten spanischen Fernsehsendung auf und sprachen öffentlich über ihre Liebe.
Die Reaktionen waren jedoch nicht nur positiver Natur. Obwohl sie von vielen Seiten Unterstützung erhielten, wurden sie auch oft als „Sünder“ verschrien. Sogar vor Drohungen machten einige Menschen nicht Halt. „Ich rede nicht mehr mit meiner Mutter, aber man hat mir gesagt, dass sie es nicht gut aufgenommen hat“, sagt Ana. Ihr gemeinsamer Vater freut sich dagegen sehr über die Beziehung.
Mittlerweile ist ein Jahr vergangen. Die beiden leben noch immer glücklich zusammen und erwarten ihr erstes gemeinsames Kind. Einfacher wird ihr Leben dadurch aber nicht. Einerseits haben Kinder, die aus Inzest entstehen, ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko für Erbkrankheiten. Andererseits darf in Spanien auf der Geburtsurkunde in so einem Fall nur die Mutter eingetragen werden. Daniel ist rechtlich gesehen also nur ein Onkel.
Zwar dürfen Ana und Daniel laut spanischem Gesetz auch nicht heiraten, allerdings möchten sie in naher Zukunft als Ersatz eine kleine symbolische Zeremonie abhalten.
Sie wissen natürlich, dass sie keine normale Beziehung führen, aber man sieht ihnen förmlich an, wie glücklich sie miteinander sind. Und im Endeffekt sollte es doch genau das sein, was zählt.