Fuchs und Katze sind grundverschiedene Tiere, sollte man meinen, doch in dieser weiten Welt gibt es eine Katze, die ganz offiziell ein „Fuchs“ ist: Ihr Name ist Kesha und sie lebt auf Spitzbergen, einer norwegischen Inselgruppe.
Das Einzige an Kesha jedoch, das entfernt an einen Fuchs erinnert, ist ihr rotbraunes Fellkleid. Der eigentliche Grund, warum sie als Fuchs gilt, ist freilich ein ganz anderer.
Auf der mit Permafrost überzogenen, im Atlantik gelegenen Inselgruppe ist das Züchten und Halten von Katzen seit 1990 verboten – eine Maßnahme gegen die Verbreitung von Tollwut und anderen Krankheiten. Dem Verbot zum Trotz hat es Kesha nach Spitzbergen geschafft und wurde kurzerhand offiziell zum Fuchs erklärt. Seitdem genießt sie als „Katze im Fuchspelz“ lebenslanges Bleiberecht.
Kesha lebt als freilaufende Katze in der 492 Seelen zählenden Stadt Barentsburg. An besonders kalten Tagen wird sie von einem Tierfreund ins Haus gelassen, genießt aber ansonsten ihr Leben in Freiheit. Auf ihren Streifzügen wird sie von den Einwohnern mit Futter versorgt.
Abgesehen davon, dass Katzen auf der Insel eigentlich nicht erlaubt sind, gibt es noch ein anderes Verbot, von dem die Samtpfote nichts weiß: Auf Spitzbergen ist das Sterben untersagt.
Der Grund für das Sterbeverbot ist genauso pragmatisch wie das Verbot von Katzen: Der Permafrostboden verhindert das Zersetzen der sterblichen Überreste, was wiederum Raubtiere, insbesondere Eisbären, auf den Plan ruft.
In der Praxis bedeutet das kuriose Gesetz, dass Schwerkranke und Verstorbene aufs Festland geflogen werden. Das gleiche gilt für Schwangere, da das kleine Inselkrankenhaus nicht über die notwendige Ausrüstung verfügt.
All diese bürokratischen Feinheiten sind Kesha herzlich egal. Dass sie von den Einwohnern geschätzt und gepflegt wird, ist alles, was sie wissen muss.
Das harsche Leben in der Arktis meistert die Katze jedenfalls mit Bravour und die Narben in ihrem Gesicht zeigen, dass sie sehr gut auf sich selbst aufpassen kann. Sie ist eben doch ein „echter Fuchs“.