Indien ist ein großes Land, in dem über eine Milliarde Menschen leben. Das hat leider zur Folge, dass Flora und Fauna des Subkontinents stark belastet werden. In vielen Gebieten fehlen eine moderne Abfallentsorgung und umweltfreundliche Abwassersysteme. Oftmals werden natürliche Gewässer als Kanalisation genutzt.
Aus diesem Grund glich der Kali Bein, ein 160 km langer Fluss in der indischen Provinz Pandschab, bis vor wenigen Jahren noch einer Kloake. Viele Orte entlang des Kali Bein hatten ihr Abwasser in den Fluss geleitet und Müll hineingeworfen – der Strom war im Begriff zu sterben.
Ein Mann konnte diesen Zustand jedoch nicht länger ertragen: Balbir Singh Seechewal. Der heute 56-Jährige ist ein spiritueller Lehrer der Sikh und sehr am Wohl seiner Mitmenschen orientiert. Schon vor 28 Jahren machte er von sich reden, als er die Hügel rund um sein Heimatdorf abtrug, damit neue Wege zur Ortschaft entstehen konnten.
Im Jahr 2000 begann er dann ein Mammutprojekt: die Reinigung des Kali Bein. Mit nur wenigen Freiwilligen machte Balbir sich an die Arbeit und stieg in den Fluss, um daraus Müll und Unkraut mit bloßen Händen zu entfernen.
Nach und nach begannen viele Dorfbewohner der umliegenden Ortschaften, es ihm gleichzutun. Balbir konnte viele Freiwillige und Spender für sich gewinnen, mit deren finanzieller Unterstützung es möglich wurde, bessere Ausrüstungsgegenstände zur Flussreinigung zu erwerben.
Damit der Kali Bein jedoch auch sauber bleibt, wurde gleichzeitig eine Aufklärungskampagne gestartet. Die Anwohner wurden gebeten, ihr Abwasser nicht mehr in den Fluss zu leiten. Balbir selbst entwickelte ein günstiges alternatives Abwassersystem, das zeitgleich mit der Flussreinigung erbaut wurde.
Daneben legte man Deiche sowie Badetreppen an und bepflanzte das Ufer des Kali Bein. Schon nach dreieinhalb Jahren war das Werk vollbracht. Seitdem ist Balbir in der gesamten Region bekannt, denn der Fluss ist nicht nur sauber und viel schöner – er führt sogar mehr Wasser! Mittlerweile kommen viele Menschen aus den umliegenden Regionen, um sich diese Flussreinigung zum Vorbild zu nehmen und um das neue Abwassersystem zu studieren.
Balbir selbst blieb nach diesem Erfolg ruhelos und suchte sich weitere Projekte – der Umwelt und dem Gemeinwohl zuliebe. Je mehr Inder sich am „Umwelt-Guru“ ein Beispiel nehmen, desto schöner und grüner kann der große Subkontinent werden!