Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, ob er es schaffen würde, in der Wildnis zu überleben? Zumindest für ein paar Tage? Amanda Eller, eine Physiotherapeutin aus Haiku auf Hawaii, weiß jetzt mit Sicherheit, dass sie dies tatsächlich kann – und das auch noch ganz allein und unter schwersten Bedingungen.
Als ihr Partner Benjamin Konkol am 8. Mai 2019 nach Hause kam, war Amanda nicht da. Es war ihr freier Tag und sie wollte in der Stadt einige Besorgungen machen, hätte aber schon wieder zurück sein müssen. Sie hatte nicht angerufen und auch keine Nachricht geschickt und Benjamin fragte sich bereits, was passiert sein könnte. Er wartete den Abend und die Nacht, aber es kam kein Zeichen von Amanda. Am nächsten Morgen rief er die Polizei an und meldete sie als vermisst.
Überwachungsvideos der örtlichen Geschäfte zeigten, dass Amanda in den Stunden vor ihrem Verschwinden eingekauft hatte und zur Post gegangen war, und ein Zeuge hatte ihr Auto auf einem Parkplatz am Rande des Makawao-Waldreservats stehen sehen. Als die Polizei dort eintraf, stand der Wagen immer noch dort – und darin waren ihre Handtasche, ihr Handy, ihr Ausweis und all ihre Kreditkarten.
Die Lage war ernst und sofort wurde ein Suchtrupp zusammengestellt. Nicht nur die Rettungskräfte, auch Hunderte von Freiwilligen beteiligten sich an der Suche und hielten nach der Vermissten Ausschau.
Die Makawao-Wälder sind ein 847 Hektar großes Naturschutzgebiet, in dem man sich sehr leicht verirren kann und das nur sehr schwer zu durchsuchen ist. Ein Tag nach dem nächsten verstrich, ohne dass man eine Spur von Amanda fand. Je mehr Zeit verging, umso geringer wurde die Hoffnung, sie noch lebend zu finden.
Was niemand wissen konnte: Amanda lebte tatsächlich noch, und sie kämpfte auch mit aller Kraft darum, dass dies so blieb.
Sie hatte nach ihren Besorgungen nur einen Spaziergang in der Natur genießen wollen, also stellte sie ihr Auto auf dem Parkplatz ab und wanderte in die Wälder hinein. Als sie nach einer Pause abseits des Weges zurückgehen wollte, verlor sie im dichten Wald die Orientierung. Sie lief in die falsche Richtung: Statt zu ihrem Wagen zu laufen, ging sie immer tiefer in die Wälder hinein.
Während sie immer nervöser versuchte, den richtigen Weg zu finden, rutschte Amanda aus, stürzte von einem Felsen und verletzte sich am Bein.
Sie wusste nicht, wie schlimm die Verletzung war, aber sie konnte nur unter großen Schmerzen und sehr langsam weitergehen und musste häufig Pausen einlegen. Mühsam schleppte sie sich voran und konnte nur hoffen, dass diesmal die Richtung stimmte.
Zum Glück hatte sie über einen Bach Zugang zu frischem Trinkwasser. Zur Nahrung fand sie nichts als Guava-Beeren, die sie von den Sträuchern pflückte. Nachts deckte sie sich mit Blättern zu, um die Kälte zu überstehen. Doch ihre Kräfte ließen nach, sie wurde immer schwächer und schließlich konnte sie gar nicht mehr laufen, sondern nur noch kriechen.
17 lange Tage nach ihrem verhängnisvollen Spaziergang hörte Amanda einen Helikopter über sich – und als sie merkte, dass die Piloten sie gesehen hatten, brach sie vor lauter Freude in Tränen aus.
Ihre Retter waren mindestens ebenso erleichtert wie sie selbst.
Sie ließen Amanda mit ihrer Familie telefonieren, während sie die Verletzung der Überlebenskünstlerin versorgten und sie für den Transport bereitmachten.
Die ganze Gruppe war so glücklich, dass sie ein paar Fotos zur Erinnerung an diesen Moment machten.
Amanda wird im Krankenhaus wegen eines gebrochenen Beines, einer gerissenen Sehne, Schürfwunden und eines schlimmen, entzündeten Sonnenbrands behandelt. Sie wird sich aber glücklicherweise völlig erholen und dankt all denen, die sich an der Suche nach ihr beteiligt haben.
Kaum zu glauben, was ein Mensch alles durchstehen kann, wenn er es muss. Amanda hat gezeigt, dass es sich wirklich lohnt, nie die Hoffnung aufzugeben.