Wer schon einmal unerwartet einen kleinen Schatz geborgen hat, kennt die freudige Aufregung, die einen nach der Entdeckung erfasst. Dieses schöne Gefühl hatte auch der Besitzer eines Kinos im US-amerikanischen Atlanta, nachdem er eine mysteriöse Kammer freigelegt und dort eine Art Zeitkapsel gefunden hatte.
Zeitkapsel hinter den Fliesen
Auf den Toiletten des 84 Jahre alten Kinos lösten sich ein paar Fliesen, wodurch ein kleines Loch freigelegt wurde. Offenbar befand sich hinter der Wand eine größere Nische oder Kammer, die unter anderem mit alten Schnapsflaschen und anderen Überbleibseln gefüllt war. Darunter befand sich aber ein ganz besonderes Fundstück: Ein 65 Jahre altes Portmonee, das offenbar im Jahr 1958 verloren gegangen war.
Wem gehörte das Portmonee?
„Es war ein Tor in die Vergangenheit. Und dann kam der Gedanke, dass dieses verlorene Portmonee echten Menschen, einer echten Familie gehören könnte, die in der Nachbarschaft seit 65 Jahren wohnen. Wie toll wäre das, wenn wir sie ausfindig machen könnten“, erklärt Kinobesitzer Chris Escobar.
In dem Portmonee befanden sich unter anderem Rechnungen, Versicherungskarten und Büchereikarten. Auch Fotos, wahrscheinlich von Familienmitgliedern, waren dabei. Doch wem gehörte das alles?
„Frau Roy B. Culbreth“
Obwohl Chris und seine Frau Nicole auf den Dokumenten natürlich einen Namen entdeckten, war es nicht ganz so einfach, den Besitzer eindeutig zu identifizieren. Wie in früheren Zeiten üblich, stand dort nämlich eine heutzutage ungewöhnliche Wendung: „Frau Roy B. Culbreth“.
Sprich: Die Frau eines gewissen „Roy B. Culbreth“ hatte ihr Portmonee in dem alten Lichtspielhaus vor über sechs Jahrzehnten verloren. Wer war sie? Wie war ihr Vorname?
Zum Glück hatte Nicole ein gutes Händchen, was die Internetrecherche betraf. Sie fand Roys Todesanzeige und damit den Namen seiner Frau: Floy. Doch damit endete ihre Suche nicht. Nach einer Weile gelang es Nicole sogar, mit der Familie der Portmoneebesitzerin Kontakt aufzunehmen.
Nur zwanzig Minuten entfernt
Wie der Zufall es so wollte, lebte die Familie Culbreth noch immer in der Gegend, nur etwa zwanzig Minuten vom Kino entfernt. Dort wurde ein Treffen arrangiert, bei dem der kleine Familienschatz zurückgegeben werden sollte.
„Es fühlt sich bereits wie eine besondere Ehre an, diesen historischen Ort zu betreiben und auf ihn aufzupassen. Aber wortwörtlich ein Stück Familiengeschichte zurückzugeben, ist ein echtes Geschenk. Kinder, Enkel und Urenkel waren dabei. Also mehrere Generationen der Culbreths haben dieses verlorene Stück Familiengeschichte zurückbekommen“, meint Chris.
„Es war wirklich rührend.“
Leider waren Floy und Roy bereits verstorben. „Frau Roy B. Culbreth“ schloss 2005 im Alter von 87 Jahren für immer die Augen. Gerade deshalb war ihr verlorenes Portmonee ein kleiner Schatz, der in gewisser Weise die Vergangenheit zurückbrachte.
„Es war wirklich rührend. Eine Menge Erinnerungen kamen zurück und belebten meine Mutter quasi wieder. So viel von unserer Mutter zu sehen, das war überwältigend“, erklärt Floys Tochter Thea, die sich noch lebhaft daran erinnern konnte, wie sie mit ihrer lesefreudigen Mutter in die Bibliothek ging.
Außerdem engagierte sich Floy auch sehr in der Gemeinde, unterrichtete in der Sonntagsschule und war im Gartenverein. Daneben leistete sie gemeinnützigen Arbeit für Menschen mit zerebraler Lähmung.
In diesem Video (auf Englisch) findet ihr mehr Infos zu diesem Fund:
Wie schön, dass Chris und Nicole alles daran gesetzt hatten, diese besondere Zeitkapsel den Culbreths zurückzugeben. Bestimmt werden sie ihnen deshalb für immer dankbar sein.
Quelle: nypost
Vorschaubilder: ©Youtube/Inside Edition ©Anton Kasatkin – stock.adobe.com