Makellose Haut, muskulöser Oberkörper und anmutiger Blick – die Statuen aus der Antike wirken elegant und protzen mit ihrer Männlichkeit nur so um die Wette. Aber ein kleines Detail springt einem beim Betrachten (eher weniger) ins Auge: Das beste Stück der antiken Männer scheint verhältnismäßig klein geraten.
Du hast dich bei deinem letzten Museumsbesuch sicherlich auch gefragt: Warum haben die antiken Statuen eigentlich so kleine Penisse? Der Grund dafür könnte dich überraschen.
Tatsächlich beschäftigt diese Frage auch viele Kunsthistoriker. Während heute das Bild von Männlichkeit eher durch „Wer hat den Größten?“ geprägt ist, scheint das Motto damals eher „Wer hat den Kleinsten?“ gewesen zu sein.
Mit der Zeit gewachsen?
Die heutige durchschnittliche Penislänge beträgt laut einer internationalen Studie rund 9-13 cm. Das ist mehr als bei den Statuen der Antike. Sind Penisse etwa im Laufe der Zeit größer geworden?
Nicht wirklich! Warum sich die antike Kunst mit der „Männlichkeit“ so zurückhält, hat ästhetische Gründe. Das damalige Schönheitsideal weicht sehr von unserem heutigen ab. Die Kunsthistorikerin Ellen Oredsson erklärt in ihrem Blog „How To Talk About Art History“:
„Große Genitalien galten in der damaligen Zeit als ‚töricht, lüstern und hässlich‘. Kleine Penisse hingegen waren ästhetischer. Sie implizierten Selbstkontrolle und einen maßvollen Umgang mit der eigenen Sexualität. In der Antike wollten die Männer weniger mit ihrer Penislänge, vielmehr mit Intellekt und Anmut in Verbindung gebracht werden.“
Manchmal fehlt das (beste) Stück sogar
Dass bei den antiken Statuen die Genitalien manchmal gänzlich fehlen, hat mit der Prüderie im 19. Jahrhundert zu tun. Zwar hat man sich durchaus für die Kunst aus vergangenen Epochen interessiert, allerdings war den konservativen Besuchern so viel Nacktheit zu viel.
Infolgedessen wurden einige Penisse von den Statuen abgeschlagen oder, wie bei Michelangelos David-Skulptur, Feigenblätter vor die Körpermitte gehängt. Erst 1912 durfte der „kleine David“ wieder ans Tageslicht.
Schönheitsideale sind eben auch nur eines: Trends! Sie kommen und gehen, das hat die Zeit nun mehr als einmal bewiesen. Daran sollte sich also niemand ein Beispiel nehmen. Jeder Körper ist einzigartig und schön, egal in welchem Jahrhundert.
Hier findest du noch mehr spannende Fakten aus vergangenen Zeiten:
- Wilde Lebensgeschichten historischer Persönlichkeiten
- Charles Darwins verschwundene Notizbücher tauchen auf
- Gefährliche Fashion-Trends aus der Geschichte
- 10 faszinierende Geheimnisse der königlichen Wache
- Gräfin Elisabeth Báthory war eine grausame Serienmörderin
Quellen: welt, howtotalkaboutarthistory
Vorschaubild: ©Pixabay/Gaimard