Vermutlich jeder hat sich schon einmal verlaufen. Nicht zu wissen, wo man ist und wie man wieder zurückfindet, bleibt eine schreckliche Erfahrung. Was aber zwei Jungen in Südamerika erlebt haben, sprengt jegliche Vorstellungskraft.
Zwei Brüder und die Vögel
Die Brüder Glaucon und Gleison Ferreira sind sieben und neun Jahre alt. Zusammen mit ihren Eltern leben sie im brasilianischen Nutzreservat Lago do Capanã Grande mitten im Amazonas-Regenwald. Am 18. Februar 2022 zogen sie los, um kleine Vögel zu suchen – und gerieten in einen Albtraum.
Sie verliefen sich im Wald und hatten keine Vorräte dabei. Nachdem ihr Verschwinden bemerkt worden war, machten sich Nachbarn, Anwohner und Rettungsdienste auf die Suche. Hunderte Helfer durchstreifen wochenlang – und leider vergeblich – das Gebiet.
Eine Suche ohne Hoffnung
Die Suchaktion wurde nach einigen Wochen eingestellt, weil ein Überleben fast ausgeschlossen werden konnte. Den Eltern der beiden Jungs blieb nichts anderes übrig, als den schmerzhaften Gedanken zuzulassen, dass sie ihre Söhne vermutlich nie wiedersehen würden.
Währenddessen kämpften sich Glaucon und Gleison allein durch die grüne Hölle. Vor allem zwei Umstände halfen ihnen. Erstens: Weil gerade Regenzeit war, konnten sie ihren Durst regelmäßig mit Regenwasser stillen. Außerdem tranken sie bei Gelegenheit aus Bächen. Nahrung zu finden, gestaltete sich aber deutlich schwieriger. Ein glücklicher Zufall rettete ihnen wahrscheinlich das Leben.
Ein Bild der Früchte der Sorva-Pflanze
Die rettenden Früchte
Die beiden Jungs waren es nämlich gewohnt, die Früchte einer dort wachsenden Pflanzenart zu essen: Couma utilis, auch Sorva genannt. Dieser zweite Umstand half ihnen sehr, denn andernfalls wäre die Gefahr groß gewesen, vielleicht die Früchte einer unbekannten Pflanze zu verzehren. Bei einer Vergiftung oder Unverträglichkeit hätten sich ihre Überlebenschancen drastisch verschlechtert. Ohne etwas Essbares hätte ihnen wohl die Kraft gefehlt, weiterzulaufen.
Erst nach fast einem Monat, am 15. März, hörten die Kinder die Motorsäge eines Holzfällers. Glaucon schrie, wodurch der Mann die Anwesenheit der Brüder bemerkte. Er fand sie schließlich und holte sie aus dem Wald.
Von einem Krankenhaus ins nächste
Die Brüder wurden zunächst in ein Krankenhaus der Gemeinde Manicoré gebracht und dann per Hubschrauber in ein besser ausgestattetes Krankenhaus in der brasilianischen Bundeshauptstadt Manaus geflogen. Die beiden waren stark abgemagert, dehydriert und hatten Hautabschürfungen.
Der Kinderarzt Eugenio Tavares erklärte: „Ihr Zustand ist ernst, aber stabil. Wir werden aber ihre Ernährung erst nach und nach umstellen. Jetzt bekommen sie noch Essen in flüssiger Form, dann als Brei. Sie müssen mindestens 50 Prozent ihres verlorenen Gewichts zunehmen, bis sie wieder nach Hause dürfen.“
Das Ende des Martyriums
Das Wichtigste ist natürlich, dass die beiden überlebt haben. Und die Eltern sind überglücklich, ihre Söhne bald wieder bei sich zu haben.
Es gleicht einem Wunder, dass zwei Jungs, die nicht einmal zehn Jahre alt sind, fast einen Monat im Amazonas-Regenwald allein überlebten. Nicht zuletzt, weil Gleison sich wunderbar um seinen jüngeren Bruder Glaucon gekümmert hat. Hoffentlich erholen sich beide gut und verlaufen sich nie wieder!
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Quelle: ladbible
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