Ob im Unternehmen oder Privatleben: Wer seinen Alltag routiniert bewältigt, macht alles schneller, besser und zuverlässiger als noch in seinen jungen Jahren. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass man häufig Gefahr läuft, nicht mehr aus der liebgewonnenen Routine herauszukommen – wer ändert schon, was sich bewährt hat?
Dabei gibt es immer etwas, das sich früher oder später verbessern lässt. Bereits kleine Änderungen können eine große Wirkung entfalten, wie die folgende Geschichte beweist.
Als Einzelkämpfer fing der australische Anästhesist Dr. Rob Hackett vor einiger Zeit damit an, seinen Namen und seine Funktion auf seine OP-Haube zu schreiben, bevor er in den Operationsaal schritt. Anfangs reagierten seine Kollegen darauf mit schnippischen Bemerkungen wie: „Kannst du dir deinen Namen nicht merken?“
Vollkommen daneben lagen sie mit ihren Sticheleien jedoch nicht: Natürlich kann sich Dr. Hackett seinen Namen merken, aber bei einem Operationsteam, das mitunter aus zwanzig Personen besteht, verliert man leicht den Überblick. Schließlich arbeiten nicht immer dieselben Ärzte und Krankenpfleger zusammen, alte Kollegen gehen in den Ruhestand und neue kommen hinzu.
Gemäß den Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation müssen sich zwar alle Teammitglieder vor einer Operation einander vorstellen. Trotzdem kann es natürlich passieren, dass Namen von Kollegen während eines nervenaufreibenden Eingriffs vergessen werden, dass Teammitglieder aufgrund der verhüllenden OP-Kleidung nicht sofort erkannt oder verwechselt werden. Das ist vor allem dann verhängnisvoll, wenn sich der Patient in einer kritischen Lage befindet und der Stresspegel ohnehin schon hoch ist.
Außerdem halten sich Ärzte und Pfleger nicht immer an die Vorschrift: „Für viele ist das gegenseitige Vorstellen eine nervige bürokratische Regelung. Wenn sie ordnungsgemäß durchgeführt wird, höre ich manchmal Gekicher. Das verrät mir, dass das nicht regelmäßig gemacht wird“, gibt Dr. Hackett zu.
Wenn aber alle Mitglieder eines Operationsteams eine Haube mit ihrem Namen und ihrer Funktion tragen, können dadurch im Ernstfall überlebenswichtige Sekunden gespart werden – eine Erfahrung, die auch der junge Anästhesist machen musste:
„Ich behandelte gerade einen Patienten mit Herzstillstand in einem Operationssaal. Am Eingriff waren fast zwei Dutzend Ärzte und Krankenpfleger beteiligt. Mir fiel es bereits schwer, ein Paar Handschuhe zu bekommen. Die Person, die sie mir reichen sollte, dachte, dass ich auf die Person hinter ihr gedeutet hätte. Es ist leichter, alles zu koordinieren, wenn man die Namen kennt“, erklärt Dr. Hackett, dem daraufhin ein Licht aufging.
Aber nicht nur die Kommunikation zwischen den Ärzten und Krankenpflegern verbessert sich dank Dr. Hacketts Einfall. Auch für Patienten kann es beruhigend sein, die Namen der Menschen zu kennen, von denen in solchen Extremsituationen ihr Leben abhängt.
Um diese tolle Idee zu verbreiten, hat sich Dr. Hackett die sogenannte „TheatreCapChallenge“ (auf Deutsch etwa: OP-Hauben-Challenge) ausgedacht. Der australische Anästhesist fordert Krankenpfleger und Ärzte weltweit dazu auf, ein Foto von sich unter dem gleichnamigen Hashtag zu veröffentlichen – natürlich mit entsprechend beschrifteter Kopfbedeckung.
Mit etwas Glück wird sich Dr. Hacketts Einfall in Krankenhäusern überall auf der Welt herumsprechen und bestenfalls sogar Leben retten. Wirklich erstaunlich, dass bis dahin niemand auf diese simple, aber geniale Idee gekommen war. Hut ab! Oder besser: Haube auf!