Nachdem mittlerweile in vielen Staaten die gleichgeschlechtliche Ehe rechtlich anerkannt ist, können auch homosexuelle Paare ein Leben in ganz traditionellen Bahnen führen – mit Haus, Hund und Kindern. Im Fall der beiden Texanerinnen Ashleigh und Bliss Coulter, die sich 2015 das Jawort gaben, sollte das nicht anders sein. Auch sie wollten eine Familie gründen.
Dabei standen die beiden jedoch vor einem Problem, dass alle gleichgeschlechtlichen Paare betrifft: Im Gegensatz zu heterosexuellen Paaren muss sich in gleichgeschlechtlichen Ehen mindestens ein Partner damit abfinden, mit dem gemeinsam erzogenen Kind biologisch nicht verwandt zu sein. Manche fühlen sich dadurch als „Elternteil zweiter Klasse“.
Glücklicherweise entdeckten die 29-jährige Ashleigh und die 37-jährige Bliss einen Ausweg aus dieser Situation. Dank einer neuen Befruchtungsmethode sind sie wohl das erste lesbische Paar weltweit, das ein Kind zusammen ausgetragen hat.
Bliss verzichtete hierbei zwar auf eine volle Schwangerschaft, aber es war eine ihrer Eizellen, die mit Spendersamen künstlich befruchtet wurde. Normalerweise entwickelt sich bei der sogenannten In-vitro-Fertilisation der jeweilige Embryo zunächst im Brutapparat eines Labors, bis er in eine Frau verpflanzt wird.
Bei dieser neuen Methode, der sogenannten „Effortless Reciprocal IVF“ (auf Deutsch etwa: einfache wechselseitige In-vitro-Fertilisation), diente jedoch Bliss’ eigener Körper fünf Tage lang gewissermaßen als Brutapparat. Danach erst wurde der Embryo Ashleigh eingepflanzt, die ihn die restliche Zeit austrug. Im Juni dieses Jahres kam schließlich der kleine Stetson gesund und munter auf die Welt.
„Kurz nach der Entbindung dachte ich nur daran, dass ich der glücklichste Mensch auf Erden sein muss, weil Stetson in jeder Hinsicht perfekt ist. Wenn ich ihn anschaue, dann sehen ich meine Frau. Das ist unbezahlbar“, erklärt Ashleigh freudig.
Dr. Kathy Doody, eine Spezialistin auf dem Gebiet der Fruchtbarkeitsbehandlung, kam die Idee zu dieser neuen Methode. Sie hat auch die Behandlung bei Ashleigh und Bliss durchgeführt: „Stetson ist so besonders, weil er als erstes Kind weltweit von zwei Frauen ausgetragen wurde.“
Auf jeden Fall ist das lesbische Paar überglücklich, dass alles so reibungslos funktioniert hat. Ashleigh könnte sich sogar vorstellen, ein weiteres Kind auf diese Weise zu bekommen. „Ich hatte eine tolle Schwangerschaft und vermisse es jetzt schon, schwanger zu sein“, erklärt die 29-Jährige.
Vielleicht wird diese Geschichte auch andere lesbische Paare dazu animieren, es den beiden frischgebackenen Eltern gleichzutun. Obwohl Ashleigh nicht ihre Gene weitergegeben hat, wuchs Stetson wie ein eigenes Kind in ihrem Körper heran. Sie hat ihn geboren und wird daher mit dem Jungen für immer aufs Engste verbunden sein.