Mehr als einmal glaubt die 19-jährige Kelsie Skillen an diesem Junitag im Jahr 2016, dass sie ihre eigenen vier Wände nicht mehr lebend verlassen wird. Ihr Ex-Freund James McCourt hat sie in der gemeinsamen Wohnung eingesperrt und prügelt immer wieder auf sie ein. 4 Stunden dauert das Martyrium der jungen Frau. 4 Stunden, in denen sie ihn immer wieder anfleht, von ihr abzulassen. Nur um mit weiteren Schlägen zum Schweigen gebracht zu werden. Doch ihr Schweigen hat nun endgültig ein Ende.
Die Kosmetikerin aus der Nähe des schottischen Glasgow musste nach dem gewalttätigen Übergriff ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ihre Verletzungen hat sie dokumentiert und ihren Ex-Freund angezeigt. Sie entscheidet sich außerdem dazu, die Bilder auf Facebook zu veröffentlichen.
„Tut mir leid wegen der drastischen Bilder, aber wie einige wissen, hat mich mein Ex-Freund im Juni vier Stunden zuhause eingesperrt und so auf mich eingeprügelt, dass ich ins Krankenhaus musste“, schreibt die Schottin dazu. „Wie man sehen kann, hat er mir meistens ins Gesicht geschlagen. Heute wurde er vor Gericht für all das schuldig gesprochen, was er mir angetan hat. Und manche Leute versuchen immer noch, ihn zu verteidigen.“
James McCourt musste sich zwar für Körperverletzung verantworten; die seelischen Schäden, die er bei Kelsie hinterlassen hat, heilt das jedoch nicht. Die mittlerweile 21-jährige Mutter hat zwei Jahre nach der Prügelattacke eine wichtige Botschaft:
„Ich hoffe nur, dass niemand dasselbe durchmachen muss wie ich. Ich habe körperliche wie seelische Narben davongetragen. Ich erzähle meine Geschichte deshalb, weil ich versuche, andere Leute zu beschützen. Denn es geschieht viel zu oft und zu viele Menschen bleiben still, wenn es um häusliche Gewalt geht.“
Damit hat die junge Frau leider recht: Nach einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat jede vierte in Deutschland lebende Frau bereits Gewalt durch einen früheren oder aktuellen Partner erlebt. Laut einer BKA-Statistik steigt die Anzahl der „Partnerschaftsgewalt“ bei Gewaltverbrechen seit Jahren kontinuierlich an. Übrigens ist nach Schätzungen jedes fünfte Opfer häuslicher Gewalt männlich.
Doch eine Anzeige zu stellen, wie die junge Schottin es getan hat, erfordert Mut. Viele Opfer schweigen: aus Angst, aus Scham oder weil sie sich selbst schuldig fühlen.
Kelsie hofft, mit ihren drastischen Bildern dem Tabuthema häusliche Gewalt ein Gesicht zu geben. Zudem möchte sie andere dazu ermutigen, das Schweigen zu brechen und damit endlich aus der Gewaltspirale auszubrechen.
Für Unterstützung, Hilfe und Beratung bei allen Formen von Gewalt können sich Betroffene sowie Angehörige oder Freunde an die kostenlose Nummer des Hilfetelefons wenden.