Am 16. August 1996 erleben die Besucher des Zoos in Brookfield, einem Vorort der US-amerikanischen Metropole Chicago, wie sich ein entspannter Familienausflug unvermittelt in ein absolutes Horrorereignis verwandelt. Es dauert nur eine Sekunde, in der die Eltern eines Kleinkindes nicht aufpassen. Sie besuchen gerade das Gorillagehege …
Der Dreijährige klettert über die Absperrung und fällt mehr als fünf Meter tief. Er übersteht den Sturz zwar mit nur leichten Verletzungen, doch jetzt schlagen die Zoobesucher erst recht die Hände vor dem Mund zusammen, einige halten sich die Augen zu, können kaum hinschauen. Denn der Junge ist mitten im Gehege der riesigen Gorillas gelandet und liegt bewusstlos zwischen den gigantischen Menschenaffen. Als sich das Kleinkind zwischen sieben der monströsen und unmenschlich starken Kreaturen wiederfindet, tritt auf einmal eine unerwartete Heldin hervor. Eine Heldin mit starken Armen und einer behaarten Brust.
Binti-Jua, die Gorilladame, ist sofort zur Stelle und nimmt den bewusstlosen Jungen in ihre Arme. Liebevoll kümmert sie sich um das hilflose Kind und schirmt es vor den anderen Gorillas ab, während die Passanten ungläubig zuschauen. Binti-Jua schützt den kleinen Jungen so lange, bis schließlich die Sanitäter eintreffen. Dann trägt sie ihn vorsichtig bis zur Eingangstür des Geheges und legt ihn zärtlich ab, damit die Sanitäter ihn dort in Empfang nehmen können.
Es ist wirklich eine unglaubliche Szene, die nicht nur den Besuchern lange im Gedächtnis bleiben wird. Sondra Katzen, Pressesprecherin des Zoos, erzählt: „Sie hat ihn in die Arme genommen, gestreichelt und lief dann mit ihm herum. Es war der reine Mutterinstinkt.“
Als die Rettungskräfte den Jungen übernehmen, ist er bei Bewusstsein und weint aus voller Kehle. Diesen Schock muss er erst einmal verwinden. Dabei hätte er kaum in besseren Händen landen können. Denn obwohl Binti-Jua von ihrer eigenen Mutter nicht viel Liebe erfahren hat, wurde sie doch von den anderen Gorillaweibchen aufgenommen und lernte, wie man sich um Kinder kümmert. Dieser Instinkt hat dem kleinen Jungen das Leben gerettet und für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt.
Noch während der kleine Junge sich im Krankenhaus erholt, ist Binti-Jua (was so viel wie „Tochter der Sonne“ bedeutet) die Dankbarkeit nicht nur der Eltern des Jungen gewiss. Denn die Bilder der Rettung gehen um die ganze Welt und führen zu Begeisterung und rührenden Gesten der Unterstützung. Dutzende Menschen spenden dem Zoo Geld, ein Obsthändler spendiert Binti-Jua sogar 12 Kilo Bananen.
Ohne diese großartige Gorilladame hätte die Geschichte ganz anders ausgehen können. Dass ihre Mutterinstinkte zur richtigen Zeit am richtigen Platz waren, ist wirklich fantastisch! Manche Tiere sind uns eben näher, als man manchmal denkt. Im folgenden Video (auf Englisch) kannst du die dramatischen Szenen Revue passieren lassen und Binti-Jua in Aktion betrachten:
Hut ab vor diesem beherzten Eingriff! Als alle unfreiwilligen Zuschauer dieses dramatischen Geschehens die Luft anhielten, war sie zur Stelle. Nicht nur hat Binti-Jua dem Jungen das Leben gerettet, sie hat gleichzeitig bewiesen, was wirklich in unseren haarigen Verwandten steckt.