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Heutzutage sind wir virtuell alle miteinander vernetzt. Was darunter jedoch leidet, ist der zwischenmenschliche Kontakt. Familien sitzen teilweise zusammen am Esstisch – und jeder sieht nur auf sein Smartphone. Da fällt es häufig kaum auf, wenn sich der Nachwuchs verändert und immer weiter zurückzieht. Viele Eltern merken dadurch leider erst viel zu spät, wenn etwas mit ihrem Kind nicht stimmt.
In den Online-Communitys haben sich in letzter Zeit immer mehr gefährliche „Spiele“ und Challenges (also Wettbewerbe bzw. Herausforderungen) verbreitet. Dass ihr Kind in ein solches verwickelt ist, erfahren die Eltern meist aber erst, wenn es bereits zu spät ist. Eines dieser manipulativen Spiele ist das aus Russland herüberschwappende „Blue Whale Game“.
Laut den russischen Behörden könnten bis zu 130 Todesfälle von Kindern und Jugendlichen mit diesem Spiel im Zusammenhang stehen. Der Name des „Blue Whale Game“ leitet sich von dem Glauben vieler Menschen ab, Blauwale könnten ihren Tod vorhersagen und würden sich freiwillig an einen Strand spülen lassen, um zu sterben.
Und genau so endet auch das Spiel: mit dem eigenen Freitod.
Man wird dabei zuerst von einem sogenannten „Spielführer“ kontaktiert, der sich gezielt labile Jugendliche aussucht. Die Opfer werden anschließend gebeten, eine App auf ihr Smartphone herunterzuladen. Was die Jugendlichen nicht wissen: So verschafft sich der Spielführer Zugang zu allen privaten Daten. Sollte jemand auf die Idee kommen, das Spiel vorzeitig abzubrechen, wird er massiv unter Druck gesetzt und erpresst.
Nachdem das Opfer den Bedingungen zugestimmt hat, muss es sich 50 Tage lang jeden Tag einer Herausforderung stellen, die es vom Spielführer zugeschickt bekommt. Einige davon sind relativ harmlos, wie z.B. 24 Stunden lang nicht sprechen oder mitten in der Nacht einen Horrorfilm ansehen.
Andere Challenges sind aber schon für sich genommen gefährlich. Gleich am ersten Tag muss sich der Spieler beispielsweise ritzen. Das „krönende“ Finale kommt jedoch an Tag 50: Um das Spiel zu gewinnen, muss das Opfer Suizid begehen.
Eines dieser Opfer ist die 15-jährige Russin Yulia Konstantinova. Ihr Fall hat das ganze Land schockiert: Sie ist vom Dach eines Hochhauses gesprungen und hat sich so das Leben genommen. In ihren Profilen hat sie allen eine letzte Nachricht hinterlassen: das Bild eines Blauwals mit den Worten „Ende“.
Das Spiel soll sich mittlerweile sogar schon in Großbritannien, Spanien, Brasilien, Kolumbien und Chile verbreitet haben.
So wurde Ende April dieses Jahres eine 15-jährige Spanierin in die Psychiatrie eingeliefert, nachdem ihre Eltern entdeckt hatten, dass sie an dem Spiel teilgenommen hatte. Laut den Behörden sollte sie sich vor einen Zug werfen, doch zum Glück konnten ihre Eltern vorher eingreifen. Die lokalen Behörden warnen eindringlich davor, an dem Spiel teilzunehmen.
Die einfachsten Opfer stellen dabei depressive, labile Jugendliche dar. Sie sind für diese Art des „Online-Missbrauchs“ besonders anfällig, da sie häufig auf der Suche nach jemandem sind, der ihnen Trost spendet und Mut macht.
Damit Eltern überhaupt eine Chance haben, müssen sie sich näher mit den Online-Gewohnheiten ihrer Kinder auseinandersetzen und sich generell mehr mit ihnen beschäftigen. Schon bei dem geringsten Anzeichen für einen möglichen Missbrauch muss sofort gehandelt werden, um Schlimmeres zu verhindern.