Der Film „Die Schöne und das Biest“ aus dem Jahre 1991 ist einer der großen Zeichentrickfilm-Klassiker aus dem Hause Disney. Er war so erfolgreich und beliebt, dass er 2017 mit echten Schauspielern neu aufgelegt wurde. Die Geschichte handelt davon, wie Liebe alle Hindernisse überwinden kann und dass es auf die inneren Werte der Menschen ankommt. Bei dieser zeitlosen Botschaft ist es kein Wunder, dass die Geschichte seit Generationen Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt verzaubert.
Doch was viele nicht wissen: Die Geschichte um den verfluchten Prinzen und sein verzaubertes Schloss geht auf ein französisches Volksmärchen aus dem Jahre 1740 zurück. Noch weniger wissen allerdings, dass die Geschichte auf einer wahren Person basiert: dem Spanier Pedro Gonsalvus. Hier ist seine unglaubliche Geschichte:
Pedro Gonsalvus (bzw. Gonzales) wurde vermutlich 1573 auf der Mittelmeerinsel Teneriffa geboren. Er gilt als der erste Mensch, bei dem nachweislich die Krankheit Hypertrichose diagnostiziert wurde: Die Betroffenen leiden unter unnatürlich starkem und dichtem Haarwuchs. Bis heute werden sie oftmals als „Wolfs-“ oder „Affenmenschen“ bezeichnet und als „Sensationen“ zur Schau gestellt. So erging es auch Pedro. Im Alter von gerade einmal zehn Jahren wurde der arme Junge als „Affe“ am Hof des französischen Königs gehalten.
Als Jugendlicher wurde er für ein unfassbares „Experiment“ herangezogen: Man wollte sehen, ob dieses „Biest“ zu einem Menschen umerzogen werden könnte. Dabei war der junge Pedro sehr aufgeweckt und intelligent. Schnell lernte er mehrere Sprachen fließend, darunter Spanisch, Französisch und Latein. Er wurde getauft, in feine Gewänder gekleidet und wuchs zu einem gebildeten Menschen heran. Dessen ungeachtet kursierten allerdings immer noch schauerliche Gerüchte, laut denen der „Wolfsmensch“ sich nachts aus dem Schloss schleiche, um kleine Kinder zu entführen und zu fressen.
Um dem angesprochenen „Experiment“ die Krone aufzusetzen, sollte Pedro schließlich mit einer schönen jungen Frau namens Catherine verheiratet werden. Man wollte nämlich herausfinden, wie Kinder aussehen, die in dieser Ehe gezeugt würden. Catherine sah ihren Mann das erste Mal am Tag ihrer Hochzeit und hatte aufgrund der gruseligen Geschichten, die über ihn im Umlauf waren, gehörige Angst vor ihm. Schnell bemerkte sie allerdings, wie sanftmütig Pedro wirklich war, sodass sich zwischen den beiden eine ehrliche Zuneigung entwickelte.
Insgesamt bekam das Paar sieben Kinder, von denen nur ein einziges Pedros Gendefekt erbte. Sie nahmen regelmäßig an Festgesellschaften am Hofe teil, auch wenn sie nie als vollwertige Menschen akzeptiert wurden. Dennoch führte Pedro nach außen das Leben eines Edelmanns. Seine ungewöhnliche Geschichte verbreitete sich in Anekdoten und Erzählungen über ganz Europa. Am Ende verliert sich Pedros Spur in Italien, wo er womöglich am Hofe von Parma lebte, und es wird spekuliert, das er 1618 starb.
Was für eine unglaubliche Geschichte! In ihr steckt nicht nur die Grausamkeit, die dem armen Pedro und seiner Familie widerfuhr; gleichzeitig ist es eine Liebesgeschichte zwischen Catherine und Pedro. Die Begebenheiten waren so unvergesslich, dass sie Einlass in die Folklore fanden und zunächst als französisches Volksmärchen verarbeitet wurden. Schließlich nahmen sich sogar die Disney-Filmstudios dieses Stoffs an und drehten den Film, den so viele Menschen bis heute lieben.
Es bleibt zu hoffen, dass die Botschaft des Märchens und des Films auch wirklich ankommt. Denn eines ist klar: Was wirklich wichtig ist, kann man nicht immer mit bloßen Augen sehen.