Wenn Kinder mit ihren Eltern oder Geschwistern streiten, dann hört man früher oder später Sprüche wie: „Du bist doch adoptiert worden!“ Natürlich ist das meistens scherzhaft gemeint. Dieser Anschuldigung liegt die natürliche Vorstellung zugrunde, dass alle Mitglieder einer Familie normalerweise mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben.
Genau das hat auch eine Frau gespürt, die schon als kleines Mädchen immer den Eindruck hatte, in eine andere Familie zu gehören. Auf Twitter erzählt Userin „Jolie Blonde“ ihre Geschichte, die man fast kaum glauben kann:
„Als Kind konnte ich meine Mutter nicht ausstehen. Wir haben uns oft gewaltig in die Wolle gekriegt. Schon als 6-Jährige habe ich geschrien: ‚Wie können wir verwandt sein? Ich bin ganz anders als du. Ich möchte bei meinen echten Eltern sein, in meinem echten Zuhause, bei meinem Boot und bei meinem Hund.‘ Mein ‚echtes Zuhause‘ war übrigens sehr schick.
Sie hat mich dann ein ‚verzogenes Balg‘ genannt und meinte: ‚Na, wo sind sie denn? Geh doch zu ihnen zurück! Du hast echt eine blühende Fantasie.‘
Ich habe damals auch meinen Freunden erzählt, dass ich einen Hund und ein Boot habe. Peinlich berührt pflegte meine Mutter darauf zu erwidern: ‚Sie lügt. Wir haben weder Boot noch Hunde.‘
Jahre später hatte ich einen Studentenjob, bei dem ich Bilder für ein Immobilienverzeichnis machen musste. Während einer Rundfahrt habe ich das Haus gesehen, das schon lange in meinem Kopf herumschwirrte. Mir war im ersten Augenblick nicht klar, ob ich träumte oder wach war. Wie konnte es sein, dass da ein Haus steht, das bis ins kleinste Detail meinem Fantasie-Haus entspricht?
Ich bekam Bauchschmerzen, als ich an die Tür klopfte. Ich wusste nicht einmal, was ich sagen soll. Eine hübsch angezogene Frau öffnete die Tür und rief laut meinen Namen.
Wir setzen uns dann auf ihr Sofa, wo sie mir ein Album zeigte. Es enthielt Bilder von meinem wundervollen Leben mit meiner tollen Familie, meinem Boot und meinem kleinen weißen Hund, bevor ich als Dreijährige entführt wurde.
Es war kein Traum.
Es war nicht meine blühende Fantasie.
Ich habe nicht gelogen.
Es war komisch, aber ich konnte meine nicht-biologische Mutter nicht hassen. Plötzlich ergaben ihre Worte, ihr Verhalten und mein ganzes Leben einen Sinn. Es war nicht in Ordnung, sondern sehr falsch, doch nun ergab alles einen Sinn.
Es gab keinen Augenblick, in dem ich nicht hätte klarer sehen können. Mir wurde bewusst, dass ich nicht verrückt war. Ich log nicht, ich habe mir nichts ausgedacht, ich war nicht undankbar, hasserfüllt, egoistisch, manipulierend oder ein Dieb. Nichts dergleichen. Ich war nur ein Kind, das nach Hause wollte.
Ich habe mich schließlich entschieden, beide Familien zu lieben. Die Liebe hat gewonnen.“
Was für eine Geschichte! Wenn sie wirklich der Wahrheit entspricht, könnte man einen Film über sie drehen. Nicht weniger schlecht staunt man, wenn man sich die folgenden Geschichten durchliest, die unter diesem Absatz verlinkt sind:
- 6-jähriges Mädchen wegen neuer Brille traurig, Fremde trösten
- Zero Waste: Diese Frau hat quasi gar keinen Müll mehr
- Dieser Mann schreibt seiner Frau 365 Kommentare zu ihrem Essen
- Die unglaubliche Geschichte zweier krimineller Schwestern
- 12 Leute erzählen, wie sie von Fremden gerettet wurden
Vorschaubild: ©Twitter/Jolie Blonde